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Besser atmen durch Cannabis bei COPD?

Cannabis als neues Allheilmittel – auch bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)? - Die aktuelle Studienlage

Seit März 2017 kann Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder standardisierten Extrakten sowie Arzneimittel mit den Wirkstoffen Nabilon und Dronabinol zu Lasten der Krankenkassen verordnet werden. Die Verordnung bei schwerwiegenden Erkrankungen ist möglich, wenn:

  • keine dem medizinischen Leistungsstandard entsprechende Behandlung zur Verfügung steht
  • wenn die Standardtherapie nach Einschätzung eines Arztes oder einer Ärztin aufgrund des Krankheitszustandes und in Erwartung von Nebenwirkungen nicht angewendet werden kann 
  • wenn ein positiver Einfluss der Behandlung auf den Krankheitsverlauf oder die schwerwiegenden Symptome zu erwarten sind.

Vor der ersten Verordnung ist eine Genehmigung der Krankenkasse erforderlich.

Cannabis zur Selbstmedikation bei COPD

Bei der Suche nach den Stichworten „Cannabis“ und „COPD“ finden Betroffene zahlreiche Internetseiten zu Cannabis-Anwendungen, die zur Linderung der Atemnot dienen sollen. Die Empfehlungen stützen sich hauptsächlich auf kleine Pilotstudien oder Laborversuche mit einer sehr geringen Teilnehmerzahl. Sie sind somit nicht repräsentativ. Eine häufig zitierte Pilotstudie mit 9 Teilnehmenden (5 Gesunde und 4 Betroffene mit COPD) konnte allerdings keinen sicher nachweisbaren Effekt auf die Atemnot belegen.

Höhere Mortalität durch Cannabinoide

Die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten kanadischen Studie zeigen, dass der Einsatz von Cannabis bei COPD eher Gesundheitsrisiken bergen kann: Die Untersuchung beschreibt Gesundheitsdaten aus Ontario (Kanada) im Zeitraum 2006-2016. In Kanada ist die medizinische Behandlung mit Cannabis seit 2001 zugelassen.

In die Untersuchung eingeschlossen wurden 4.212 Erwachsene ≥ 66 Jahren mit der Diagnose COPD (ausgenommen waren Betroffene mit einer Krebserkrankung oder in palliativer Behandlung), denen zur Behandlung der Atemnot Cannabisprodukte neu verordnet wurden (Behandlungsgruppe) oder denen eine nicht-Cannabis-Behandlung verschrieben worden war (Vergleichsgruppe).

Ergebnisse: 

  • Die Anzahl der Krankenhausaufnahmen und das Auftreten von Lungenentzündungen waren in beiden Gruppen gleich. Ausnahme: Bei hoher Cannabisdosierung (> 1.5 g Nabilon/Tag) war das Risiko einer Lungenentzündung deutlich erhöht.
  • In der Cannbis-Gruppe wurde unabhängig von der Dosis eine erhöhte Sterblichkeit nachgewiesen. In der Gruppe mit hoher Cannabisdosierung (>1.5 g Nabilon/Tag) war die Sterblichkeit um das 3-fache erhöht.
  • Soweit die Daten verfügbar waren, ergab sich statistisch keine sichere Verbesserung der Atemnot durch Cannabisprodukte.

Morphin als Alternative?

Eine weitere Placebokontrollierte Studie untersuchte den Einsatz von niedrig dosiertem Morphin bei Erwachsenen mit COPD. Untersucht wurden 124 Teilnehmende mit Morphin (10 mg zweimal täglich) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Placebotherapie. 

Ergebnisse:

  • Bezüglich der Belastbarkeit (Treppensteigen/Gehen eines leichten Anstieges) ergab sich in der Morphin-behandelten Gruppe eine Besserung (statistisch signifikant). 
  • Bei den Atemwegsparametern wurde eine Besserung der Atemfrequenz in der Morphingruppe gemessen, aber keine Besserung der übrigen Lungenfunktionswerte und auch keine wesentliche Besserung bei schwerer Atemnot. 
  • In beiden Gruppen trat eine ähnliche Anzahl von Nebenwirkungen auf. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Erbrechen, Schläfrigkeit, Verstopfung und Schlaflosigkeit.

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Dr. med. E.J. Winkelmann
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